Rehmsdorf

Rehmsdorf gehört mit seinen Ortsteilen Sprossen und Krimmitzschen zur Gemeinde Elsteraue im Burgenlandkreis. Es liegt im südlichen Zipfel von Sachsen-Anhalt unweit von Sachsen und Thüringen.

Die Geschichte des Dorfes führt weit ins Mittelalter zurück. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1121. Laut Urkunde von 1160 gehörte es zum Besitz des „Benediktiner-Klosters auf dem Berge Bosau bei Zeitz“.
Die jeweiligen Gutsherren erhielten das Rehmsdorfer Rittergut zum Lehen und waren zu Abgaben an das Kloster verpflichtet. Über Jahrhunderte bestimmten sie das Leben im Dorf.

Die erste Kirche, ein Holzbau, soll um 1300 entstanden sein und wurde später durch einen Steinbau ersetzt. Die heutige Kirche stammt aus dem Jahr 1704, nachdem der Vorgängerbau infolge eines Blitzschlags niedergebrannt war. Eine an der Südwand angebrachte Tafel erinnert daran.
Der Gutsherr und Patronat der Kirche war derzeit Hans von Kayn. Unter neuer Herrschaft des Friedrich von Ende wurde 1750 ein barockes Herrenhaus errichtet.
1775 wurden das marode Pfarrhaus neben der Kirche nebst Scheune und Stall durch Neubau ersetzt.

1780 entstand eine Küsterschule mit zwei Klassenräumen. Der Lehrer war zugleich Küster und Kantor. Viele Jahre wurden dort die Kinder der Gemeinden Rehmsdorf und Rumsdorf unterrichtet. Erst 1928 wurden Rehmsdorf, Rumsdorf und der Gutsbezirk unter der Ortsbezeichnung Rehmsdorf vereinigt. Gewachsene Schülerzahl und das Streben, Kirche und Staat voneinander zu trennen, führen dazu, dass 1932 ein größerer Schulbau eingeweiht wurde.

Im 19. Jahrhundert und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde Rehmsdorf durch den Abbau von Braunkohle geprägt. Es entstanden Gruben (später die erweiterte Grubenanlage „Neuglück“) und Betriebe zur Verarbeitung der Braunkohle.
1920 wurde eine Bergmannssiedlung errichtet, die noch heute besteht.

1938 wurde – in Vorbereitung des 2. Weltkrieges – das nahe gelegene Hydrierwerk als Braunkohle- und Benzin AG (Brabag) gegründet und in Rehmsdorf dazu die Bereitschaftssiedlung gebaut. Im Werk fanden viele Menschen aus Zeitz und den umliegenden Dörfern Arbeit und Brot. Mit weiteren Wohnbauten für die Beschäftigten entstand das heutige Dorf Tröglitz unter Einbeziehung der ehemals selbständigen Dörfer Burtschütz und Techwitz.

Ein schlimmes Kapitel der Vergangenheit war die Außenstelle des KZ Buchenwald in Rehmsdorf. Vom 4. Juni 1944 an wurden nach und nach insgesamt 8572 Häftlinge aus Buchenwald in das Außenlager „Wille“ deportiert. Zunächst wurden sie behelfsmäßig in einem Saal und in Ställen in Gleina untergebracht, dann wurde ein Zeltlager errichtet und schließlich ein Barackenlager mit 18 Baracken in Rehmsdorf. Die Häftlinge wurden als billige Arbeitskräfte gebraucht, um nach Bombenangriffen auf die Brabag die zerstörten Betriebsanlagen zur Treibstoffproduktion wieder instand zu setzen. Insgesamt 5871 Insassen des Lagers überlebten die unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen nicht. Als die amerikanischen Truppen anrückten, wurde das Lager in der Nacht zum 7. April 1945 in aller Eile geräumt, denn es sollte kein Zeuge mehr in Rehmsdorf bleiben. In einer Dauerausstellung über das Lager „Wille“, welche sich im Bürgerhaus befindet, liegt umfangreiches Material zur Einsicht bereit. Außerdem können auf dem ehemaligen Lagergelände noch zwei der Häftlingsbaracken besichtigt werden.

Wie sieht es heute in Rehmsdorf aus?
Schon von weitem sieht man den Kirchturm wie in alten Zeiten als Wahrzeichen und Mittelpunkt des Ortes. Die barocke Ausstattung der Kirche ist nicht erhalten. Das Kircheninnere wirkt schlicht, hinter dem Altar befinden sich ein großes Holzkreuz und beidseitig gut erhaltene Grabsteine der Familie von Kayn. Aus der Frühzeit der Kirche stammt der romanische Taufstein.
Das Geläut besteht aus drei Glocken, die älteste davon wurde 1660 gegossen. Sie ist die mittlere Glocke und erklingt täglich 7.00, 12.00 und 18.00 Uhr.
Regelmäßig finden in der Kirche Gottesdienste, Konzerte und auch andere kirchliche und außerkirchliche Veranstaltungen statt.
Obwohl nur noch etwa 10 Prozent der Einwohner der Evangelischen Kirche angehören, ist der Wille zur Erhaltung ungebrochen. „Die Kirche bleibt im Dorf“.
Dank großer Spendenbereitschaft und endlich bewilligter Fördermittel war es möglich, 2008 das Kirchendach und 2016 den Turm umfangreich und nachhaltig zu sanieren.

Die Kirche mit Pfarrhaus und Küsterhaus gelten zusammen als Flächendenkmal. Sehenswert ist auch das als Fachwerk erbaute ehemalige Weberhaus in Krimmitzschen.

Das Herrenhaus des Rittergutes dient heute als Bürgerhaus. Darin befinden sich das Büro des Ortsbürgermeisters, das Standesamt der Gemeinde Elsteraue und ein Festsaal mit Nebenräumen sowie im Kellergeschoss die Mannschaftsräume der Freiwilligen Feuerwehr. Im Obergeschoss ist die Heimatstube untergebracht sowie die Dauerausstellung über das Außenlager des KZ Buchenwald.
Im Bürgerhaus hat auch die Kindertagesstätte ihren Platz.

Das Schulgebäude von 1932 wurde vergrößert und modernisiert, eine Turnhalle daneben erbaut. Heute werden nur noch Grundschüler hier unterrichtet. Seit 2002 verteidigt die Schule den Titel „Umweltschule in Europa“ erfolgreich.

In einem Restloch der ehemaligen Grube „Neuglück“ bildete sich ein kleiner See, der seit 1951 mit den erforderlichen Einrichtungen als öffentliches Naturbad genutzt wurde. Viele Jahre war hier reger Badebetrieb, bis dem vor einigen Jahren ein Erdrutsch ein Ende setzte. Die damit verbundene akute Gefahr für die Straße und die anliegenden Wohnhäuser ist inzwischen gebannt. Die Böschungssicherung muss jedoch fortgesetzt werden und wird voraussichtlich bis 2020 abgeschlossen sein.

Handel und Gewerbe
In Rehmsdorf gibt es u.a. einen Bäcker, einen Fleischer, einen Steinmetz, eine Schmiede, einen Tischler, eine Nähstube, einen Elektrobetrieb und eine Agrargesellschaft. Auch Gastronomie ist in Rehmsdorf zu finden: der „Dorfkrug“ mit Saal und Biergarten, das Töpfercafé und das Sportlerheim am Sportplatz.
Außerdem sind mehrere Vereine in Rehmsdorf aktiv, so der Heimatverein, der Sportverein, der Ökumeneverein Christopherus e.V., der Kleingartenverein und die Volkssolidarität.

Quellenverzeichnis:

  • Festschrift zur 300-Jahr-Feier der Rehmsdorfer Kirche
    Ingeborg und Wolfgang Elsner, 2004
  • Beiträge zur Geschichte von Rehmsdorf
    Der Bergbau in Rehmsdorf und die Grube Neuglück
    Rudolf Kahnt, 2011
  • KZ Außenlager „Wille“, eine Stätte des Grauens
    Kurzfassung der Geschichte des Lagerkomplexes
    Lothar Czoßek, Ortschronist und Leiter der Gedenkstätte Rehmsdorf
  • Verfasser des Textes: Ingeborg Elsner
    Rehmsdorf, den 11. September 2018

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